Projektverlauf

Projektbeginn

Das Projekt Protecting Memory entstand auf Initiative des AJC (American Jewish Committee), um sich für den Schutz und die würdige Gestaltung von Massengräbern des Holocaust einzusetzen, und sie damit der Nachwelt in Erinnerung zu halten. Die Bundesregierung Deutschlands förderte das Projekt von 2011 bis 2015 als Pilotprojekt.

Die anfängliche historische Aufarbeitung stützt sich auf Zeitzeugeninterviews von Yahad-In Unum, einer Organisation, die unter der Leitung von Pater Patrick Desbois über 1300 Massengräber des Holocaust in Osteuropa identifizierte. Im weiteren Projektverlauf wurde die Forschungsarbeit verantwortet durch Historiker des Ukrainian Center for Holocaust Studies und des AJC Berlins. Dabei stützten sie sich auf Archivarbeiten und führten zusätzliche Interviews.

Erschließung

Die ausgewählten Orte stellten mit ihrer topographischen Lage eine Herausforderung dar. Oftmals waren die Massengräber überwuchert oder sie befanden sich in Hanglagen, sodass sie abzurutschen drohten. Teilweise hatte eine jahrzehntelange landwirtschaftliche Nutzung die Grenzen der Massengräber unkenntlich gemacht. Bisweilen waren die Grabplätze Schändungen wie Plünderungen oder Vandalismus ausgesetzt.

Die exakte Lagebestimmung der Massengräber wurde anhand zahlreicher Zeitzeugenaussagen und mit Hilfe geophysischer Untersuchungen ermittelt. So entstand eine kartografische Ausweisung der Grundstücke, mit der im weiteren Projektverlauf Fragen der Eigentümerschaft geklärt und Vereinbarungen hinsichtlich der langfristigen Landnutzung mit den Behörden geklärt werden konnten. Seit 2012 werden dauerhafte Nutzungsrechte garantiert, wobei die Stätten offiziell als “Erschießungsorte der Juden während des Zweiten Weltkriegs“ registriert sind.

Bei den Bodenuntersuchungen der Massengräber wurden nicht-invasive Methoden angewandt, um die halachischen Gesetze einzuhalten. Die Halacha sieht die Gewährleistung der Totenruhe vor, nach der ein jüdisches Grab unangetastet bleiben muss. Daher waren stets Vertreter des Londoner Committee’s for the Preservation of Jewish Cemeteries in Europe vor Ort.

Architektur und Bau

Mit der Frage der Gestaltung der Grabflächen beschäftigte sich eine Findungskommission, bestehend aus den Projektpartnern. Für die Ausschreibung des Wettbewerbsverfahrens wurden folgende Kriterien bestimmt: Unterschutzstellung der Massengräber unter Berücksichtigung halachischer Gesetze, Schutz vor Erosion, Vandalismus und Grabräuberei sowie die gestalterische Erfassung des Charakters der Stätten mitsamt seiner Topografie.

Darüber hinaus sollten alle Grabstätten einen zentralen Erinnerungsort mit einem Gedenkstein und einer Informationstafel erhalten, die über die Geschichte der lokalen jüdischen Gemeinde und ihre Ermordung informiert.

Nach Abschluss aller wesentlichen Ausschreibungen, Auswertungen der Angebote und Vereinbarungen mit den ukrainischen Behörden wurden die Aufträge für die ersten drei Bauprojekte erteilt. Im Sommer 2013 begannen die Arbeiten an den Grabstätten in Rava-Ruska, Kysylyn und Ostrozhets. In Prokhid und Bakhiv fiel der Baubeginn auf den Spätsommer 2014.

Über die jeweiligen architektonischen Konzepte kann unter dem Punkt „Orte der Erinnerung“ nachgelesen werden.

Projektpartner 

Die Projektpartner von Protecting Memory – Preserving and Memorializing the Holocaust Mass Graves of Eastern Europe sind:

Konferenz der europäischen Rabbiner

Europäisches Komitee zum Schutz jüdischer Friedhöfe

Ukrainisches Zentrum für Holocaust-Studien

Ukrainisches Jüdisches Komitee

Yahad-In Unum